Gleichstellung im Motorsport

#Chancengleicheit
Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein Nachhaltigkeitsziel, für dessen Verwirklichung der Motorsport ideale Bedingungen bietet. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten muss im Sportgeschehen ein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht werden. Was sich in der Theorie gut anhört, bestätigt sich in der Praxis allerdings nicht: Motorsport ist und bleibt vorerst noch eine Männerdomäne. Eine Reihe von Projekten und Initiativen liefert gute Ansätze, wie Hürden gemeistert werden können, um Frauen den Weg in den Motorsport zu ebnen.

Die Geschlechter-Gleichheit ist als Teil der sozialen Komponente nachhaltigen Denkens ein wichtiges Ziel, um dessen Verwirklichung es international sehr unterschiedlich steht. Während in Mitteleuropa in der Regel eher die gleichberechtigte Teilhabe in allen Teilen der Gesellschaft einen Mittelpunkt der Bemühungen darstellt, sind anderenorts Themen wie der Schutz vor Gewalt und sexueller Ausbeutung zentrale Anliegen.
„Alles im grünen Bereich“, könnte also das beruhigte Urteil hinsichtlich der Situation in Deutschland (und im deutschen Motorsport) lauten. Doch der Blick in die Praxis zeigt schnell, dass das motorsportliche Geschehen eine Männerdomäne bleibt. Nur 1,5 Prozent der weltweit registrierten Lizenznehmer sind laut Angaben des Automobil-Weltverbandes Frauen. Dass dieses Missverhältnis wahrgenommen wird und Lösungsansätze entwickelt werden, zeigen eine Reihe von Projekten der vergangenen Jahre, die als Leuchtturmprojekte auch Ideengeber für die Umsetzung auf lokaler Ebene sein können.

Girls on Track: FIA-Initiative wurde auch in Deutschland übernommen
Als Teil der FIA-Initiative „Girls on Track“ organisierten dmsj und DMSB im Jahr 2018 ein Nachwuchsförderprogramm für Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Sie konnten sich der Herausforderung stellen, ein Kart durch Slalom-Pilone zu steuern. Die erfolgreichsten Teilnehmerinnen wurden schließlich zum internationalen Finale nach Le Mans eingeladen. Unter der Schirmherrschaft von Rallye-Ikone Jutta Kleinschmid sichtete dabei eine Jury die Teilnehmerinnen und ermittelte schließlich drei Finalistinnen, die in Frankreich auf dem 1,3 km langen Kart-Kurs der traditionsreichen Rennstrecke gegen Konkurrentinnen aus neun europäischen Ländern trafen. Neben dem reinen Wettbewerb war dabei auch das Coaching ein wichtiger Bestandteil des Programms. Die sechs Gewinnerinnen schließlich konnten 2019 in der CIK-FIA Karting Academy Trophy antreten. Ein Gewinn war das Programm aber sicher für jede der 1.200 Teilnehmerinnen aus ganz Europa, wie Schirmherrin und Jury-Vorsitzende Jutta Kleinschmid reümierte: „Dies war eine wirklich außergewöhnliche Erfahrung für die Mädchen. Ich bin sicher, dass sie sich alle ein Leben lang daran erinnern werden", sagte die Botschafterin der FIA Women in Motorsport Commission und einzige Frau, die die Rallye Dakar gewann.

FIA setzt in der Formel E gezielt auf Förderung weiblicher Motorsportler
Das Girls-on-Track-Programm führt die FIA derzeit in der Formel E weiter, wo junge Frauen eingeladen werden, verschiedene Aspekte des Motorsports zu entdecken. Der Kerngedanke wurde damit in den vergangenen Jahren erweitert und zielt nicht nur darauf, aktive Motorsportlerinnen zu gewinnen. Vielmehr sollen auch Karrieremöglichkeiten in allen Bereichen des Motorsports aufgezeigt und geöffnet werden. Eindrücke von der Vielfalt an Ideen und Angeboten im Rahmen des Programms vermittelt etwa ein Video über Girls on Track bei der FIA Formula E in Berlin 2022. [Link am Ende des Artikels]

FIA- und FIM-Kommissionen setzt auf Basisarbeit und Netzwerke
Sowohl im Automobil-Weltverband FIA als auch im Motorradsport-Weltverband FIM widmen sich eigenständige Kommissionen der Förderung von Frauen im Motorsport. Die FIM setzt dabei mit einer eigenen FIM Womens Trohy  darauf, Frauen im Motorsport sichtbarer zu machen. Die Auszeichnung wird an Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen vergeben, die „einen signifikanten Beitrag zur Wahrnehmung von Frauen im Motorradsport“ gemacht haben – etwa durch entsprechende Projekte und Initiativen.
In der FIA stellt die „Girls on Track“-Initiative einen wichtigen Teil der Bemühungen dar. Daneben setzt der Automobilverband auf die Vernetzung: Im Jahr 2022 wurden bei den 24 Stunden von Le Mans und beim italienischen Formel-1-Grand-Prix Netzwerk-Events durchgeführt, bei denen rund 100 weibliche Vertreter der FIA WEC und der FIA Formel 1 zusammenkamen. Beim F1-Grand Prix in Singapur wurde darüber hinaus erstmals gezielt ein internationaler Austausch von Funktionärinnen initiiert. (Nähere Informationen zu den FIA-Aktivitäten 2022 bietet die FIA-News zum Weltfrauentag [Link am Ende des Artikels])

Den Netzwerk-Gedanken führten die Kommissionen der FIA und FIM im Dezember 2022 auch mit ihrer ersten gemeinsamen Konferenz fort. Sie soll den Startschuss für eine Intensivierung der Partnerschaft zwischen den weiblichen Automobil- und Motorradsportlern bilden.

 

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Teilhabe und Inklusion sind zentrale Anliegen, wenn es um die soziale Säule des Nachhaltigkeitsdenkens geht. Um dem Anspruch gerecht zu werden, dass sich jeder mit seinem Können und seinen Potenzialen auch am motorsportlichen Geschehen beteiligen können soll, bedarf es kluger Konzepte. Ein Leuchtturmprojekt hat der DMSB seit 2021 unter dem Titel „United in Dreams“ verwirklicht. Es ebnet Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung die Teilnahme an Kart-Slalom-Wettbewerben.
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