Formel-3: Europameister Mick Schumacher im Portrait

Die FIA Formel-3-Europameisterschaft 2018 wurde am vergangenen Wochenende ein Rennen vor Ende der Saison entschieden. Mick Schumacher (Prema Theodore Racing) war nach dem zweiten Platz im zweiten Rennen des Finalwochenendes nicht mehr vom ersten Platz der Fahrerwertung zu verdrängen. Für den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere reichte dem 19-Jährigen der Podestplatz, da sein einziger verbliebener Kontrahent Daniel Ticktum (Motopark) nur auf PLatz sieben abgewinkt wurde.

Nachdem Schumacher nach 21 Rennrunden am Samstag als Zweiter hinter Jüri Vips (Motopark) und vor Ralf Aron (Prema Theodore Racing) durchs Ziel ging, war die Freude über seinen bislang wohl wichtigsten Titelgewinn im Formel-Sport groß. „Darüber freue ich mich natürlich riesig“, sagte Schumacher anschließend. „Es ist kaum zu beschreiben, wie schön es sich anfühlt, etwas, das man liebt, auch wirklich gut zu machen. Ich habe aber auch ein tolles Team um mich herum, das mir beste Voraussetzungen gibt, dass ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Ich denke, das ist einer der Schlüssel zum Erfolg.“

Ein Talent geht seinen Weg
Seit nunmehr vier Jahren ist Schumacher im Formelsport aktiv, davon zwei Jahre in der FIA Formel-3-EM. Der zurückhaltende 19-Jährige entwickelte sich über die beiden Saisons von einem unerfahrenen Rookie zu einem Spitzenfahrer, der in der Europameisterschaft 2018 acht Rennen gewann und letztendlich nicht zu schlagen war. Dabei konnte ihn nicht einmal ein schwieriger Start in seine zweite Formel-3-Saison bremsen.

Für Schumacher begann die Saison nicht nach Wunsch. Nachdem er noch bei den offiziellen Pre-Season-Tests mit zwei Tagesbestzeiten überzeugte, rutschte er im ersten Qualifying auf dem südfranzösischen Stadtkurs von Pau in die Streckenbegrenzung. „Ich war im Freien Training mit Abstand der Schnellste und dann ist mir die Aufhängung gebrochen...“, so ein trauriger Schumacher, der gerade einmal vier Punkte aus Pau mitbrachte. Dann ging es zunächst langsam nach vorne, auf dem Hungaroring und in Zandvoort sah er die Zielflagge je einmal als Dritter. Danach folgte Spa-Francorchamps, die legendäre Achterbahn durch die belgischen Ardennen. Ausgerechnet auf der als besondere Herausforderung geltenden Piste angelte sich der Prema-Pilot seine erste Pole-Position in der FIA Formel-3-EM. Diese konnte er zwar nicht in einen Sieg ummünzen, aber keine 24 Stunden später hatte sich der Blondschopf dann seinen ersten Siegerpokal in der FIA Formel-3-EM verdient. Dabei glänzte er mit einem mutigen Überholmanöver, das ihm die Führung brachte. „Das Wochenende in Spa war mein Saisonhighlight. Da habe ich gesehen, dass sich all die harte Arbeit auszahlt und ich auf dem richtigen Weg bin“, erzählt Schumacher mit strahlenden Augen.

Dieses Rennen sollte der Wendepunkt seiner Saison sein, seitdem war Mick Schumacher ein regelmäßiger Kandidat für die vorderen Positionen. In den zehn folgenden Rennen verpasste er nur zweimal das Siegertreppchen, als er jeweils als Fünfter abgewinkt wurde. Unter anderem reihte er fünf Triumphe aneinander und feierte auf dem Nürburgring ein Tripple, gewann also alle Rennen an einem Wochenende. Dank dieser Erfolge übernahm der 19-Jährige auch die Spitzenposition in der Fahrerwertung, die er bis zum Schluss nicht mehr abgab. „Ich glaube, dass mein Selbstvertrauen nach dem unglücklichen Saisonstart erst wieder aufgebaut werden musste. Da halfen natürlich Erfolgserlebnisse wie Siege und Pole-Positions“, analysiert er seinen Saisonverlauf. „Ich habe in diesem Jahr generell sehr viel gelernt und bin sowohl als Rennfahrer als auch als Mensch gereift; diese Saison hat mich gewissermaßen auch geprägt. Ich verstehe die Arbeit mit dem Team nun noch besser als schon vorher, ich habe fahrerisch einiges mitgenommen und gelernt, mit Druck umzugehen. Außerdem weiß ich nun noch besser, was ich persönlich benötige, um erfolgreich zu sein.“

Auf der Rennstrecke glänzt Schumacher mit klugen Manövern. Es scheint, als ob er das Risiko, das er in verschiedenen Situationen gehen kann, immer sehr gut einschätzen kann. Dass dabei durchaus spektakuläre Manöver wie das in Spa-Francorchamps herauskommen, zeigt seine Rennintelligenz.

Außerhalb seines Rennwagens scheut er die Öffentlichkeit, er mag nicht gerne im Mittelpunkt stehen. „Natürlich finde ich es toll, einen großen Rückhalt und viel Unterstützung durch die Fans zu haben. Aber an einem Rennwochenende blende ich das größtenteils aus, um mich voll und ganz auf das Sportliche zu konzentrieren“, erklärt er seine Zurückhaltung. Selbst wenn er auf öffentliche Auftritte lieber verzichten würde, meistert er diese Termine mittlerweile gekonnt und souverän. Und auch im Fahrerlager präsentiert er sich als freundlicher und gut erzogener junger Mann, der einfach nur seiner Leidenschaft Motorsport nachgeht. So lautet sein Lebensmotto dann auch wie folgt: „Habe Spaß und mache das, was Du tust, mit Herz. Spaß ist das, was die Menschen oft zu vergessen scheinen. Aber ich glaube, man sollte alles mit Herz und Leidenschaft machen.“

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