Motorsport auf dem Weg in die Nachhaltigkeit

Das Jubiläumsjahr des DMSB ist ein guter Anlass für Rückschau und Ausblick. Denn die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte waren sportlich wie organisatorisch äußerst vielfältig und spannend – und viele neue Herausforderungen bedeuten, dass es genau so bleiben wird. Dieser Artikel ist ein Teil der Themenreihe „25 Jahre DMSB“. Alle Berichte auf einen Blick finden Sie unter www.dmsb.de/25-jahre-dmsb

Wo sonst, wenn nicht im härtesten möglichen Praxiseinsatz sollten neue Mobilitäts-Technologien auf Herz und Nieren getestet werden? In über 100 Jahren Automobilbau und -entwicklung hat sich diese einfache Weisheit immer wieder bewahrheitet. Und sie ist der Schlüssel zur Zukunft des Sports auf zwei und vier Rädern. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Umweltschutz, sondern der Blick hat sich zu einer umfassenden Sichtweise ausgeweitet: „Nachhaltigkeit“ ist der Sammelbegriff dafür, und mit der Verabschiedung einer Nachhaltigkeitsstrategie hat der DMSB im Jahr 2021 die Grundlage für eine zukunftsfähige Entwicklung im deutschen Motorsport gelegt.

Vom Umweltschutz zum Nachhaltigkeitsgedanken
Umwelt- und Klimaschutzgedanken sind im deutschen Motorsport schon seit über 20 Jahren gelebte Praxis, und so ist der Schritt zum Nachhaltigkeitsdenken gar nicht so groß. Denn hier weitet sich nur die Perspektive: Nachhaltigkeit ist eine Wirtschaftsweise, die „dauerhaft durchhaltbar“ ist und in der sich die ökologischen, ökonomischen und sozialen Teilaspekte harmonisch ergänzen. Und jede dieser Perspektiven bedeutet sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Denn mit ihrer traditionellen Innovationskraft sind Motorsportler genau die Richtigen, diesen Wandel zu gestalten. Auf internationaler und nationaler Ebene entstehen zurzeit viele neue Rennklassen und -serien auf verschiedensten motorsportlichen Leistungsebenen. Sie zeigen mit ihrer ganzen Vielfältigkeit, was technisch alles möglich ist – und machen den Motorsport vielleicht künftig zum Schaukasten für Nachhaltigkeit.

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Blick dabei zuerst auf die ökologische Säule der Nachhaltigkeit gelenkt wird, denn Motoren- und Fahrzeugtechnik bieten viele Handlungsansätze. Der Verzicht auf fossile Energieträger und die Forderung nach einem kleineren Klima-Impact durch den Sport führt zu neuen Treibstoffen, neuen Motoren – und letztlich auch zu neuen Fahrzeugen und Rennklassen. Vorangetrieben wird diese Entwicklung auch durch die Tatsache, dass Sport eine Öffentlichkeitswirkung hat. Die Entwicklung und Erprobung innovativer technischer Konzepte lohnt sich hier also auf jeden Fall.

Große Dynamik bei Antriebstechnologien
Hat also der Verbrenner ausgedient? Das liegt nicht zuletzt an der Entwicklung der Treibstofftechnik, und dieses Feld ist derzeit von einer großen Dynamik geprägt. Mit der geplanten Energiewende verbunden ist die Förderung neuer Energieträger. Wasserstofftechnologie ist aktuell etwa stark im Fokus. Sie kommt nicht nur als direkter Treibstoff in Frage, sondern auch als Zwischenprodukt für weitere Energieformen, die allesamt für Motorsport relevant sind: Die Elektrifizierung von Fahrzeugen ist derzeit in vollem Gange, doch auch dekarbonisierte Kraftstoffe (also Treibstoffe, die nicht auf fossilen Energieträgern beruhen) sind vielversprechend. Diese bilden eine wichtige technologische Brücke, weil mit ihnen die heutigen Motoren weiter betrieben werden können. Hierzu gibt es derzeit ein Forschungsprojekt der TU Darmstadt, unter anderem in Kooperation mit dem DMSB. Viele weitere Ideen, Projekte und Ansätze im nationalen und internationalen Motorsport zeigen: Die Zukunft hat längst begonnen, und die nächsten Jahre und Jahrzehnte könnten äußerst spannende Komponenten, Fahrzeuge und Wettbewerbe hervorbringen.

Verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit
Über der technikorientierten Sichtweise von Nachhaltigkeit darf nicht aus dem Blick gelassen werden, dass der Begriff weit vielschichtiger ist. „Dauerhaft durchhaltbar“, also nachhaltig, sind solche Entwicklungen eben nur, wenn auch die ökonomische Sichtweise im Blick gehalten wird – Sport muss bezahlbar bleiben und Investments müssen auch auf längere Sicht lohnenswert scheinen. Und: Nachhaltigkeit hat eine wichtige soziale Komponente – sie äußert sich zum Beispiel in der Forderung nach Chancengleichheit, womit ausnahmsweise einmal nicht die Einhaltung der Regeln auf der Rennstrecke gemeint ist. Diese Komponente äußert sich in FIA-Projekten wie „Dare to be different“ oder „Girls on track“, die der DMSB selbstverständlich durch entsprechende Veranstaltungen in Deutschland unterstützt. Die Forderung nach gleichen Chancen beinhaltet auch, Anstrengungen zur Inklusion, beispielsweise von Sportlern mit Handicap zu unternehmen. Hierzu unterstützt der DMSB als Vorreiter etwa das Projekt „United in Dreams“, in dessen Rahmen beim BMW i Berlin E-Prix 2021 erstmals ein innovatives und inklusives E-Kart vorgestellt wurde, das Kindern mit und ohne Behinderung den Weg in die Einsteigerdisziplin Kart-Slalom ebenen kann.

Nachhaltigkeit – das ist eine Chance und beinhaltet die Aufforderung, eigene Ideen zu entwickeln. Ansätze und Impulse können die Nachhaltigkeitsstrategie des DMSB sowie die Positionspapiere des DMSB zu Nachhaltigkeit und Umwelt- und Klimaschutz liefern. Sie stehen im Wortlaut zum Download ebenso wie viele weitere Informationen auf der Infoseite „Nachhaltigkeit“ auf der DMSB-Homepage bereit.

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