„Mr. DTM“: Hans Werner Aufrecht

Das Jubiläumsjahr des DMSB ist ein guter Anlass für Rückschau und Ausblick. Denn die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte waren sportlich wie organisatorisch äußerst vielfältig und spannend – und viele neue Herausforderungen bedeuten, dass es genau so bleiben wird. Dieser Artikel ist ein Teil der Themenreihe „25 Jahre DMSB“. Alle Berichte auf einen Blick finden Sie unter www.dmsb.de/25-jahre-dmsb

Dass einer „Motorsport im Blut“ hat, das sagt sich leicht dahin – aber selten ist es so wahr wie bei Hans Werner Aufrecht. Den Ingenieur, Manager, Visionär aus dem Schwäbischen zog es von Beginn an ins rasante Geschäft, es führte vom Mechaniker „beim Daimler“ bis in die Weltspitze des Motorsports, die er jahrelang mitprägte.

Nach seiner Lehre zog es den 1938 geborenen Hans Werner Aufrecht zunächst zu Mercedes-Benz, doch als er nicht einmal Ende 20 war, wurde er sein eigener Chef: Mit Partner Erhard Melcher (dem „M“ in AMG) gründete er 1967 AMG zunächst als Ingenieurbüro. Und da es sich schon damals auf mehr als einem Bein einfach besser stehen ließ, kam neben dem Motorsport-Engagement schon früh das Tuning der Modelle mit dem Stern auf der Motorhaube hinzu. Damals eine Marktlücke, die schließlich auch den Hersteller selbst überzeugte. 1990 wurde AMG zum offiziellen Kooperationspartner, bis Mitte der 2000er übernahmen die Stuttgarter den Tuner schließlich als hundertprozentiges Tochterunternehmen.

Ebenso erfolgreich wie als Unternehmer war Aufrecht im Motorsport – wenn nicht noch erfolgreicher. Gleich der Einstand hätte kaum spektakulärer sein können, denn ihr Motorsportdebüt gaben die jungen Ingenieure Ende der 60er mit einem Mercedes-Benz 300 SEL, der noch heute ob seiner Farbgebung und Fahreigenschaften als „rote Sau“ legendär ist. Mit dem 6,8-Liter-Boliden gelang Hans Heyer und Clemens Schickentanz beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps 1971 ein Klassensieg und der Sprung aufs Podest: Welch ein Einstand!

Einstieg in die DTM

Der Sieg in den Ardennen gilt als Meilenstein der AMG-Historie – wenn nicht sogar als Durchbruch, denn anschließend war das junge schwäbische Unternehmen in aller Munde. Es brauchte anschließend einige Jahre des Aufbaus und der Entwicklung, bis schließlich zusammenfand was zusammengehörte: Hans Werner Aufrecht ging mit seinem Rennteam in die DTM, die Mitte der 80er das Erbe der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) antrat. In dieser Serie wurde kostengünstiger Motorsport geboten, der zunächst vor allem von Teams wie eben AMG getragen wurde. Das organisatorische Rückgrat fand sie in Form der ITR, die nicht nur die Organisation und Vermarktung übernahm, sondern die auch verlässlich zwischen den Interessen der Beteiligten vermitteltet. Ab 1986 war es Hans Werner Aufrecht, der das Ruder als Vorsitzender in der Hand hielt und es erst im Jahr 2017 abgab.

Denn Aufrecht führte die Serie durch Höhen und Tiefen – von Riesenerfolgen bei Fans, Medien und Partnern über die Internationalisierung und Rennen in der halben Welt bis hin zum zeitweisen Aus nach Kostenexplosion und Hersteller-Zwist. Doch was auch immer geschah: Aufrecht lies nie locker. Und so erfand sich die DTM nicht nur immer wieder neu, der Name AMG war und ist ein Begriff in der Serie, der für Kontinuität und Erfolg steht. Letzteres belegen die vielen Meistertitel, deren erster auf das Konto von Rennlegende Klaus Ludwig geht: Er gewann 1992 die DTM im Mercedes 190E 2.5-16 Evo2 und wiederholte den Titel 1994 in der AMG-Mercedes C-Klasse. Inzwischen sind es 13 Fahrer-Meisterschaften – und die Marke verhalf Piloten wie DTM-Rekordchampion Bernd Schneider (Meisters 1995, 2000, 2001, 2003 und 2006) zu ihrem Ruf als Motorsport-Asse. Gleich 15 Mal wurde Mercedes-Benz mit AMG Markenmeister, und die HWA AG gewann elf Mal die Teammeisterschaft: Eine kaum zu übertreffende Bilanz.

Dass HWA und AMG für die sportlichsten aller Mercedes-Modelle stehen, zeigt sich nicht nur am Blick in die Auswahl der Straßenfahrzeuge. Längst sind beide Begriffe auch über die DTM hinaus respektiert: Nicht umsonst war HWA in Formel E und Formel 3 ebenso daheim wie im Tourenwagen- und GT-Sport. Und nicht nur da engagierte sich Hans Werner Aufrecht mit vollem Einsatz. Für sein soziales Engagement erhielt er im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2006 verlieh ihm der DMSB mit dem DMSB-Pokal die höchste Auszeichnung, die im deutschen Motorsport vergeben wird.

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