Beim vorletzten Rennen der Deutschen Autocross Meisterschaft in Kesseltal hatte einer ganz besonderen Grund zum Feiern: Der Sachse Toni Hoyer holte vorzeitig den Meistertitel bei den Spezialcross-Buggys. Der Zeitpunkt hätte besser nicht gewählt sein können, schließlich wartet der MC Kesseltal stets mit einer besonderen Veranstaltung auf. Beim traditionellen Bierfest im großen Festzelt wird zünftig mit Oktoberfest-Charakter gefeiert, und nach dem Rennen durften die Fahrer mit der schnellste Rennrunde mit ihrem Auto bei der Siegerehrung auf die Bühne fahren.
Klasse 5a/5b: Spezialcross-Buggy bis 1600ccm/über 1600ccm
In den in Kesseltal kombinierten Klassen 5a/5b siegte André Kunkel mit seinem Hosek-Buggy (5b) vor Henrik Bundesmann und Carsten Schlöffel. Kunkel konnte auch die Vorlaufswertung mit drei Laufsiegen für sich entscheiden. Nach einem schweren Unfall in Gründau musste der Buggy von Grund auf neu gebaut werden, wodurch Kunkel das Rennen in Schlüchtern verpasste. „Nach Gründau war wirklich schwierig, in Sachsenberg hatte ich ein komisches Gefühl im Auto. Ich brauchte zwei Veranstaltungen, bis ich mich wieder das Selbstvertrauen im Auto hatte, ab Siegbachtal fühlte ich mich wieder richtig wohl“, so Kunkel. Er zeigte sich von der tollen Stimmung an der Strecke begeistert: „Hier zu gewinnen, vor der Kulisse, das war sensationell. Das war hier eine riesengroße Autocross-Party. Nach dem Start von Pole war ich nur auf dem vierten Platz, konnte dann aber Schlöffel und in der vorletzten Runden auch Bundesmann überholen und in Führung gehen. Trotz des lauten Autos konnte ich die Zuschauer auf den Rängen jubeln hören, als ich in Führung ging – total verrückt. Die Krönung war es dann, mit dem Auto auf die Bühne zu fahren. Das war Gänsehaut pur, das hab ich im Autocross-Sport noch nie erlebt, vor dem voll besetzten Festzelt dort zu stehen und gefeiert zu werden. Als die Zielflagge kam konnte, ich es kaum glauben, dass ich die schnellen 5a-Jungs auch im direkten Duell überholen konnte. Das war Adrenalin ohne Ende, und die Ziellinie war eine Erlösung.“ Nach den Vorläufen war René Freisberg Gesamt-Zweiter, doch beim Start aus der ersten Reihe ging das Getriebe kaputt: „ Die Fahrer hinter mir fielen förmlich über mich her. Leider ist es sehr aufwändig, das Auto wieder auf den Stand zu bringen. Deshalb werde ich beim letzten Lauf nicht mehr starten und das Auto über den Winter wieder in Schuß bringen“ so Freisberg.
Klasse 4a: Cross-Buggy 2WD bis 650 ccm / 4b Cross-Buggys 2WD über 650ccm
Vorzeitig konnte sich in Kesseltal Toni Hoyer den Titel des Deutschen Autocross-Meisters der Spezialcross-Buggys sichern. Mit einem erneut perfekten Ergebnis und 30 Punkten ist er nach neun von zehn Läufen nicht mehr vom ersten Platz zu verdrängen. „Autocross ist mein Leben. Ich bin überglücklich, dass ich den Titel gemeinsam mit meinem Team erreich konnte“, freute sich der 21-Jährige aus Bautzen. „Ganz so einfach wie es auf dem Papier ausschaut, war es nicht – auch wenn ich drei Vorlaufsiege in meiner Gruppe holte und auch Gesamtschnellster von allen 23 Startern war. Im zweiten Vorlauf musste ich nach einem schlechten Start mit Maik Eckardt um die Führung kämpfen. Im Finale hatte ich nach einem guten Start von der Pole-Position freie Sicht und musste nicht durch den dichten Staub fahren. Insgesamt sind wir sehr glücklich wie es gelaufen ist und freuen uns auf das Finale zuhause in Cunewalde am 28. und 29. September“, fasste der neue Deutsche Meister sein Wochenende zusammen. Zweiter im Finale und der Vorlaufwertung wurde Marcel Schmidt: „Eigentlich bin ich ganz zufrieden. An Toni bin ich nicht rangekommen. Im Finale konnte ich trotz Motorproblemen vor Sven Klingelhöfer bleiben.“ Klingelhöfer stieg als Drittplatzierter im Finale auf das Podium.
Klasse 3b Spezialtourenwagen 4WD
Im Finale der Klasse 3b kam es zum Duell der beiden Lokalmatadoren des MC Kesseltal, Andreas Fürst (Audi quattro) und Jens Baltzer (Skoda Fabia). Vor heimischem Publikum setzte sich Baltzer als Sieger der Vorlaufwertung von der besten Startposition an die Spitze und führte bis zum Ende der vorletzten Runde. Baltzer schildert, was dann geschah: „Leider hatten Andreas Fürst und ich einen Zusammenstoß, bei dem mein Lenkgetriebe gebrochen ist. So verlor ich die Führung und konnte mich gerade noch durch die letzte Runde auf Platz zwei retten. Es war dennoch ein gutes Wochenende, bis Cunewalde sollte das Auto wieder fit sein.“ Dem Amerdinger Andreas Fürst, der nur knapp 15 Kilometer von der Rennstrecke entfernt in Brachstadt/Tapfheim wohnt, gelang der zweite Finalsieg in der Saison 2019: „Es war ein tolles Gefühl hier zu führen und den Finalsieg einzufahren. Nach dem Start sortierte ich mich hinter Jens ein. In der vorletzten Runde bin ich in eine Lücke gefahren, habe mich leicht verbremst und wir stießen zusammen“, sagte Fürst nach dem Finale. „Wir haben noch Probleme mit dem Ladedruck, und im zweiten Vorlauf gab es auch ein Problem mit dem Startprogramm. Ich kam als Letzter von der Startplatte weg, konnte aber noch Vierter werden und Dritter in der Vorlaufswertung“, resümierte Fürst. Als Dritter freute sich mit Michael Gautsch ein weiterer Fahrer des MC Kesseltal über eine Podiumsplatzierung: „Es war mein drittes DM-Rennen. Es hat alles gehalten und natürlich ist es schön zu sehen, dass wir mit dem neu gebauten Toyota Corolla in der Klasse 3b mithalten können. Ich freue mich auch auf die Saison 2020, in Cunwalde werde ich dieses Jahr nicht fahren.“
Klasse 3a Spezialtourenwagen 2WD
Mit Michael Jenning gab es in der Klasse 3a der zweiradgetriebenen Spezialtourenwagen einen neuen Sieger. „Es ist ein absoluter Traum, das Heimrennen zu gewinnen“, jubelte Jenning nach dem Sieg. „Es gab vier Starts im Finale, das war ziemlich nervenaufreibend. Wir mussten am Wochenende eine Antriebswelle tauschen und eine Strebe an der Hinterachse, insgesamt sind wir sehr zufrieden, dass unsere beiden Corollas vorne mit dabei sind“, so der Teamkollege von Michael Gautsch. Zweiter im Finale wurde Philipp Raiser, der von Startplatz neun ins Rennen ging: „Es waren sehr schwere Bedingungen. Nachdem im Vorlauf sehr hart gefahren wurde, stand ich nur in der dritten Reihe. Es gab sehr viel Staub und Startkollisionen. Am Ende freue ich mich natürlich über die 17 Punkte aus dem Finale und kann in der Tourenwagen-Gesamtwertung noch unter die ersten Drei kommen. Es war eine sehr organisierte Veranstaltung. In Cunewalde gebe ich nochmal mein Bestes“, zog Raiser ein differenziertes Fazit. Als Dritter wurde Franz Beck abgewinkt. Marco Paulowitsch konnte mit drei Laufsiegen die Vorlaufwertung gewinnen, wurde aber im Finale als Siebter gewertet: „Im Finale lag ich auf Platz zwei als in der vierten Runde der Motor wegen eines Kabelbruchs ausgegangen ist. Das ist sehr ärgerlich. In Cunewalde geht es nochmal auf Sieg“, Gibt sich der Hesse kämperisch.
Klasse 2b Serientourenwagen
Tim Müller bescherte sich in der Klasse 2b der Serientourenwagen selbst das schönste Geschenk, denn er verriet nach dem Rennen: „Ich habe heute Geburtstag. Das letzte Mal gewann ich vor vier Jahren in der Jugendklasse.“ Nach den Vorläufen sah es nach einem Kopf-an-Kopf-Duell zwischen Steffi Geiger und Meister Andé Fölz aus, doch beim Sturm auf die erste Kurve wollte keiner der beiden zuerst bremsen. So rutschten beide geradeaus, im entstehenden Getümmel konnte sich Müller von Startposition sieben in Führung schieben. Hinter ihm sah Thomas Lutz als Zweiter die schwarz-weiß karierte Flagge, Dritter wurde Maik Schramm. André Fölz wurde noch Vierter: „Im Finale sind Steffi und ich super weggekommen und dann fast zeitgleich einfach in der ersten Kurve geradeausgerutscht, also ohne Berührung. Wir haben uns wahrscheinlich beide so sehr motiviert als Letzter zu bremsen, dass es am Ende zu viel Risiko war. Man kann nicht immer gewinnen, es war trotzdem ein gutes Wochenende“, fasste Fölz sein Finale zusammen.
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Foto: Joachim Röder