DMSB Academy: die Universität des Motorsports

Das Jubiläumsjahr des DMSB ist ein guter Anlass für Rückschau und Ausblick. Denn die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte waren sportlich wie organisatorisch äußerst vielfältig und spannend – und viele neue Herausforderungen bedeuten, dass es genau so bleiben wird. Dieser Artikel ist ein Teil der Themenreihe „25 Jahre DMSB“. Alle Berichte auf einen Blick finden Sie unter www.dmsb.de/25-jahre-dmsb

Von Beginn an legten die Verantwortlichen des DMSB großen Wert auf eine hohe Qualität in der Ausbildung der Verantwortlichen in zentralen Motorsport-Positionen. Wer einem Funktionär an den Rennstrecken, Parcours, Prüfungen und Pisten begegnete, der konnte sicher sein, dass sein Gegenüber Experte ist in seiner Funktion. Allerdings gab es eine Reihe paralleler Aus- und Fortbildungen, Lehrgänge, Zertifikate und Ähnlichem – damit war ab 2012 Schluss. „Die Idee war, das komplette Bildungswesen in einer Institution zusammenzufassen, die den Bereich mit einheitlichen Spielregeln und Strukturen ordnet“, erklärt Sven Stoppe. Er war von Beginn an am Aufbau der DMSB Academy beteiligt und ist dort Vorsitzender des Beirats. „Wir haben uns natürlich umgeschaut, ob es vergleichbare Institutionen im Motorsport gibt – auch international. Doch ein ‚großes Vorbild’ haben wir dabei nicht finden können. So wurde die Academy tatsächlich eine völlige Eigenentwicklung.“ Dabei kam eine Bildungseinrichtung heraus, die vor allem perfekt auf die Bedürfnisse der deutschen Motorsportler passte und heute große Anerkennung genießt. „Andere beneiden uns um diese Institution, und die Qualität der hier ausgebildeten Sportwarte genießt international hohe Anerkennung“, weiß Sven Stoppe. Das wird immer wieder gerade bei internationalen Wettbewerben bis hin zur Formel 1 sichtbar, wenn deutsche Funktionäre angefordert werden.

Das Angebot der DMSB Academy ist nicht zufällig zusammengestellt. Bei der großen Masse der Seminare handelt es sich um Pflichttermine für Motorsport-Funktionäre – also Lehrgänge mit abschließender Prüfung zur Erlangung einer Lizenz oder die regelmäßig anfallenden Fortbildungen zur Auffrischung. Für sie ergeben sich die Inhalte und Strukturen aus den Ausbildungsrichtlinien sowie der Ausbildungs- und Prüfungsordnung des DMSB. Daneben gibt es ergänzende Veranstaltungen, bei denen die Teilnahme meist auf freiwilliger Basis erfolgt. „Was wir im Einzelnen anbieten, entscheidet letztlich der Markt“, so Stoppe. „Unsere hauptsächliche Zielgruppe sind Sportwarte, und an deren Bedürfnissen orientieren wir uns natürlich.“

Von Motorsport-Englisch bis Vereinsmanagement

So wurden immer wieder neue Themenfelder erschlossen, in denen sich interessierte Funktionäre auf allen Hierarchiestufen weiterentwickeln können. Dazu gehören etwa die beliebten Kurse für Motorsport-Englisch oder auch freiwillige Auffrischungskurse zum Reglement. Die DMSB Academy vermittelt Wissen für Vereinsmanagement, führte aber auch schon Seminare zum Thema „Motorsportrecht“ durch, die insbesondere Vertreter von Teams und Herstellern helfen, im Wettbewerb rechtssicher zu agieren. Nicht zu vergessen: das umfangreiche medizinische Schulungsangebot der DMSB Academy. „In diesem Bereich ist insbesondere die praktische Ausbildung ein extrem wichtiger Pfeiler“, erklärt Stoppe. Nur so kann sichergestellt werden, dass entlang der gesamten Rettungskette auf höchstem Niveau geborgen, versorgt und transportiert wird. Der Beirats-Vorsitzende sieht hier ein aktuelles Handlungsfeld: „Gerade die Mediziner sind in den vergangenen Corona-Jahren etwas zu kurz gekommen. Die Bergung eines Verletzten aus einem Fahrzeug kann man zum Beispiel nur praktisch vermitteln, ist dabei aber auf engstem Raum zusammen – das wäre in der Pandemie zu riskant gewesen.“ Mit der zunehmenden Normalisierung der Lage ist der Weg frei, die anerkannt exzellente medizinische Fortbildung unter dem Dach der Academy auch wieder mit Präsenzveranstaltungen fortzuführen.

Ausbildung in Präsenz und digital

Überhaupt: Präsenzveranstaltungen – sind die noch zeitgemäß? „Die Wünsche der Teilnehmer sind da ungefähr gleich verteilt“, verrät Stoppe. „Etwa die Hälfte weiß den direkten persönlichen Kontakt mit Kollegen und Dozenten sehr zu schätzen und empfindet das als Gewinn. Für andere sind digitale Formate ein großer Vorteil, weil sie zeitaufwändige Anreisen vermeiden.“ Die Tendenz ist also klar: Der Digitalisierungs-Schub, den die Academy während der Corona-Pandemie gemacht hat, war ein wichtiger Beitrag zum weiteren Ausbau von Qualität und Komfort. Doch der persönliche Austausch wird wohl auf absehbare Zeit ein wichtiger Bestandteil bleiben. Hybride Formate könnten also ein Zukunftsthema sein. Großen Wert legen die Verantwortlichen aber auf die weitere Qualifizierung der Referenten, sowie die Gewinnung von Nachwuchs für alle Funktionsbereiche im Motorsport. „Hier haben wir in diesem Jahr bei Motorsport-Events eine ganze Veranstaltungsreihe für junge Teilnehmer angeboten, die sehr erfolgreich war“, berichtet Stoppe.

Welche Wissensfelder künftig in der Academy gelehrt werden, das wird auch eine Folge der natürlichen Entwicklungen im Sport sein. Neue Technologien wie elektrische oder Wasserstoff-Komponenten werden Motorsportler fordern – und sind damit ein Feld, in dem Know-how nachgefragt werden wird. Aber auch gesellschaftliche Entwicklungen werden dem Lehrprogramm neue, zusätzliche Inhalte bescheren. So etwa das Thema Nachhaltigkeit, dem sich künftig kein Motorsportler verschließen kann. Ein neues Aufgabenfeld der DMSB Academy ist die Trainerausbildung im Motorsport. Diese wurde in der Vergangenheit unter dem Dach der deutschen motor sport jugend dmsj vorangetrieben und betreut. Alle Verantwortlichen kamen überein, dass das Thema fachlich und didaktisch perfekt zu den Kompetenzen der DMSB Academy passt und folglich in Zukunft ein Teil des Ausbildungsangebotes sein wird.

Die Herausforderungen gehen der DMSB Academy also wohl nicht aus – und sind heute oft nicht abzusehen. Wer hätte schon geahnt, dass eine sehr beliebte Qualifikation der vergangenen Jahre die des „Hygienebeauftragten im Motorsport“ (zur Entwicklung und Überwachung von Corona-Maßnahmen) sein würde? Mit Angeboten wie diesem zeigte die DMSB Academy aber, dass sie genau das leistet, wofür sie vor zehn Jahren eingerichtet wurde. Sie bietet heute die Qualifikationen, die insbesondere Ehrenamtler aller Funktionsbereiche im Motorsport für ein erfolgreiches – und damit auch befriedigendes – Wirken an der Rennstrecke benötigen.

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