Riss und Barth: Rivalen der Rennbahn

Das Jubiläumsjahr des DMSB ist ein guter Anlass für Rückschau und Ausblick. Denn die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte waren sportlich wie organisatorisch äußerst vielfältig und spannend – und viele neue Herausforderungen bedeuten, dass es genau so bleiben wird. Dieser Artikel ist ein Teil der Themenreihe „25 Jahre DMSB“. Alle Berichte auf einen Blick finden Sie unter www.dmsb.de/25-jahre-dmsb

Fast jede Motorsportdisziplin hat ihre Helden – die Fahrer und Fahrerinnen, deren Beispiel die Nachwuchspiloten nacheifern wollen. Rallyepilot Walter Röhrl ist so einer, der fünffache Motorrad-Weltmeister Toni Mang ebenfalls. Ganz zu schweigen von den Formel-1-Weltmeistern Michael Schumacher oder Sebastian Vettel. Im Bahnsport gibt es gleich zwei von ihnen, nämlich Robert Barth und Gerd Riss. Die lieferten sich nicht nur im nationalen Bahnsport mitreißende Duelle, sondern waren auch auf der internationalen Bühne mehr als präsent. Beiden ist zu verdanken, dass in den Neunzigern und der ersten Dekade des neuen Jahrtausends international kein Weg an den deutschen Startern vorbeiging. Zwischen 2001 und 2009 verging kein Jahr, in dem der Langbahn-Weltmeister nicht aus Deutschland kam. Und obwohl Barths Wohnort in Dickenreishausen bei Memmingen nur 20 Autominuten von Leutkirch im Allgäu entfernt liegt, wo Riss wohnt: Dass sich beide auf einen Kaffee treffen, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Einmal Rivale, immer Rivale.

Anekdoten könnten die beiden dabei sicherlich reichlich austauschen. Schließlich sorgte das spektakuläre Duo dafür, dass der sonst in der Öffentlichkeit eher wenig beachtete Bahnsport im Rampenlicht stand. Folglich wurden beide für ihre Leistungen hoch dekoriert. Mit dem gemeinsamen DMSB-Pokal 2005 erhielten sie nicht nur die höchste Ehrung, die im deutschen Motorsport zu vergeben ist. Barth wurde im gleichen Jahr zum ADAC-Sportler des Jahres gewählt, Riss wurde 2008 vom damaligen Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble für seine sportlichen Verdienste mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Unzählige nationale und internationale Titel
Eine Gemeinsamkeit der beiden ist die Begeisterung für den Bahnsport, die sie an die nächste Generation weitergeben. So ist Barth nach dem Ende seiner aktiven Karriere nicht nur als Motorentuner aktiv. Er betreut und fördert auch Nachwuchssportler – und das höchst erfolgreich. So begleitete er als Tuner und Mentor etwa den Deutschen Lukas Fienhage zu seinem Langbahn-WM-Titel 2020. Riss gab das Bahnsport-Talent hingegen in direkter Familienlinie weiter: Seine Söhne Mark und Erik sind beide höchst erfolgreiche Bahnsportler geworden. Erik trat dabei sogar die Nachfolge des Vaters an, als er 2014 und 2016 Langbahn-Weltmeister wurde – der jüngste Doppelweltmeister aller Zeiten!

Riss (*1965) betrat die Bahnsport-Bühne etwas vor Barth. Der gelernte Zimmermann war ab 1981 aktiv, 1986 wurde er erstmals deutscher Speedway-Meister. Vier weitere Titelgewinne (1991 und 1992, 1994 und 1996) folgten. Gleich elf Mal konnte er sich zwischen 1988 und 2009 als deutscher Langbahn-Meister feiern lassen – zwischen 1994 und 1998 sogar gleich fünf Mal in Folge! Parallel dazu sorgte er auf der internationalen Bühne für Furore, qualifizierte sich fünf Mal für das Speedway-Weltfinale und holte auf der Langbahn neben den Solotiteln außerdem zwischen 2007 und 2009 drei Mal in Folge mit der Nationalmannschaft die Team-Weltmeisterschaft.

Robert Barth (*1968) setzte ein erstes sportliches Ausrufezeichen 1987, als er den deutschen Junioren-Meistertitel holte – und spätestens als er den Titelgewinn im Folgejahr wiederholte und obendrein Europameister und Deutscher Champion in der Bundesliga wurde, war klar, dass hier ein Nachwuchsstar heranreifte. Bis zu seinem Rücktritt vom aktiven Sport im Jahr 2006 sammelte er zahllose Siegerpokale und Titelgewinne – darunter sechs deutsche Langbahn-Meistertitel. Im Speedway-Grand-Prix war er vier Mal als Wildcard-Pilot am Start, wirkte außerdem in der Speedway-Nationalmannschaft mit und fuhr überdies in ausländischen Ligen.

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